Samstag, 12. Januar 2013

Ivo Lution: Zum Weltuntergang

Ivo Lutions Notiz-Blog. Zum Weltuntergang, der schon vor dem ausgemachten Maya-Datum mehrfach stattgefunden hat (siehe H. Heine: Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte) aber bisher unbemerkt geblieben ist, gäbe es noch viel zu sagen. Soviel ist sicher: Ein weiteres Jahr menschlicher Evolution steht uns ins Haus. In der raschen Entwicklungsfolge werden manche wertvolle Erfahrungen immer wieder neu bewertet, darunter einige, die früher allgemein zum Genuss des menschlichen Lebens beigetragen haben. Das Erlebnis Sehen rangiert dabei an erster Stelle: Durch Betrachtung aufnehmen. Mal gucken und sich freuen. Zum Beispiel haben sich Tausende aufgemacht, um sich zum neuen Jahr von verschiedenen Feuerwerken beeindrucken zu lassen. In Metropolen wie Sydney, Hongkong und London gelang es, durch bombastische Explosionen die Aufmerksamkeit der Weltbevölkerung zu wecken. Ein Jahresende mit Feuerwerk aber ist eben ein Freudenfest für die Augen. Auch weil echte Feuerwerke wie der, der als Zweiter Weltkrieg in die Geschichte eingegangen ist, selten geworden sind. Wir behalten das Gesehene heutzutage schlechter.
 Sogar vom Mond erreichte mich eine Reaktion. So hat mir der von den Amerikanern dort hinterlassene Astronaut Irwin Vowinkel per SMS mitgeteilt, dass ihm das Feuerwerk in Sydney nach wie vor am besten gefällt. Irwin ist in geheimer Mission auf dem Mond, und er haust links unter dem offenen Mond-Auge (Mare Hierabsolutnichtslos) in einer Wohnkapsel mit allem Komfort: Wiederherstellbare Luft Marke Igitt und Sonnenenergie Marke Widerwillig. Er muss ohne Fernseher auskommen, vermisst aber weder Fernsehköche noch geschwätzige „Moddells“ vom Schnittmusterbogen. Auch kommt er ohne die politischen Kommentare der Journalisten von der Sorte Senfdazugeber gut aus. Was ihm fehlt, schrieb er mir, sind die vielen Fernsehkrimis, in denen Leute ihren Hund ausführen und Leichen finden, keine Schmauchspuren festzustellen sind und die Kommissarin sich nicht anbaggern lässt sondern sich nur über falsche Zeugenaussagen ärgert (die ganze Welt lügt sowieso wie die Pest). Hingegen sind in Irwins mietfreier Wohnung noch richtige Bücher vorhanden, solche die es auf unserem blauen Planeten kaum noch gibt: Bücher von u.a. Joyce, Musil und Proust, die sich ohnehin nur auf dem Mond richtig geniessen lassen. Mein bescheidener Beitrag aus der Einsame-Insel-Bibliothek Das Haus an Piccadilly ist, beteuert er, bereits völlig zerlesen und er verlangt deshalb Nachschub.
Zum Thema Sehen und Erleben: Es passiert immer öfter, dass sich Leute, um das Nordlicht-Phänomen mitzubekommen, bis nach Lappland bemühen. Früher zierte sich das Nordlicht noch, doch heute läßt es sich bestellen und zaubert auf Verlangen und gegen Bezahlung gelb-grüne Schleier auf die Himmelsfläche. Auch das Nordlicht ist inzwischen in den Club WNZ (Warum nicht zeigen…siehe Andrea Berg)  aufgenommen worden. Das Jahr wird gut, sage ich mal so voraus.

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