Samstag, 14. Februar 2015

Ivo Lutions abgelauschte Viren


Abgelauschte Viren

Dank gewisser Abhörfunktionen ist es mir möglich geworden, Aspekte der Evolution zu erforschen, von denen die Allgemeinheit nie etwas gehört hat. Eine der bisher unzugänglichen Konferenzen der Viren und Bakterien-Existenzen haben wir dabei ohne sichtbare Schäden überstanden. Jetzt hat der massive Einsatz von Kleinst-Elektronik uns sogar ermöglicht, in die allertiefste Intimsphäre dieser Mikroben vorzudringen. Die Entwicklung bleibt nicht stehen! Wir und unsere Mikroben bewegen uns inzwischen auf höchstem Niveau! Auf dem Handgriffbügel eines Einkaufwagens der Firma Lidl ließ sich folgender Annäherungsversuch zweier Viren herausfiltern:

V 1 (vermutlich männlich): Hallo da, welch hübsches Grün leuchtet mir hier entgegen. Hat man Sie etwa künstlich sichtbar gemacht?

V2 (empört weiblich): An mir ist nichts künstlich. Ich lasse mich auch nicht manipulieren.

V1: Nein selbstverständlich nicht. Sowas erkenne ich auf einen Blick. Solch einer kraftvollen Persönlichkeit begegnet man doch nicht alle Tage. Wie gern würde ich mit einem so ausgereiften Wesen eine Weile plaudern.

V2: Und woher weiß ich, dass Sie kein Antikörper sind? Außerdem ist es höchste Zeit, dass ich mir einen Wirt suche.

V1: Genau wie ich! Das ist doch kein Zufall! Genau zum richtigen Zeitpunkt! Wir sind füreinander bestimmt! Verbunden durch ein unsichtbares Band. Lassen Sie es uns doch gemeinsam versuchen. Darf ich mich vorstellen: ANO Magengrippe.

V2:  ANO bin ich auch, deshalb sollten wir vielleicht nicht. Allerdings stamme ich aus dem Süden und bin eher auf Magen-Darm-Infekte spezialisiert.

V1: Das hört man am Dialekt, wie süß das klingt. Lassen Sie mich raten: Italien? Oder genauer: Verona?

V2: Woher können Sie das denn wissen?

V1: Du. Bitte. Wir vom gleichen Stamm sollten uns doch duzen. Nun, du bist reizvoll, ich vermute voll von südlichem Temperament und Glut. Das Opfer, dem du in den Magen rutschst, entwickelt so leicht keine Antikörper mehr. Was treibt denn eine hübsche ANO wie dich in den kühlen Norden?

V2: Nun, ich habe wie so viele in Verona auf Julias Busen vor mich hin geschmachtet. Dann hat mich ein Norweger mitgenommen und hier Schnaps eingekauft. Der erledigt sich gerade selbst. Ich bin allergisch gegen Alkohol.

V1: Wir haben doch so viel gemeinsam! Warum tun wir uns nicht zusammen. Rasch, bevor jemand kommt und uns wegwischt. Wir könnten so stark sein.

V2: Ich bin aber kein Flittchen. Von wegen heute andocken und morgen verschwunden, sowas kommt mit mir nicht in Frage.

V1: Ach wie du das schon sagst! Und du wirst ja richtig dunkelgrün dabei! Wir gehören zusammen, wir sollten gemeinsam eine kleine Familie bilden…

V2: Hier, auf einem Lidl-Einkaufswagen?

V1: Wo denn sonst? Kämpfe doch nicht gegen das Unvermeidliche an.

V2: Ach du, du Wahnsinniger! Ja, dock dich an, aber langsam.

V1: So, ist‘s so gut? Oh, du machst mich verrückt, meine kleine italienische Sonne. Wie gut das mit dir ist!

Hiermit wäre das Rätsel der Viren-Vermehrung gelöst. Sicherlich ist der Vorgang bereits unter dem Mikroskop beobachtet worden, doch niemand konnte sich bisher die Intensivität und die Geschwindigkeit der Vermehrung erklären. Womöglich treffen wir die ANO’s bald in erhöhtem Aufkommen wieder. Übrigens soll das Erbrochene einer ANO-Magendarm-Grippe extrem ansteckend sein. Also ist auch auf dem Wege für Nachwuchs gesorgt.

Aktuelles Ivo-Buch: Der letzte Wikinger und andere Erzählungen, JMB Verlag, Hannover, 13 Euro

Mittwoch, 21. Januar 2015

Ivo Lution auf der Erkältungsfront


Ivo Lution über die Lage auf der Erkältungsfront.

Liebe Freunde der Evolution, heute ein aktuelles, packendes Thema, das die Entwicklung der Menschheit  in ein neues Licht stellt.

Nachdem es nämlich einem Nobelpreisträger gelungen ist, Bakterien nicht nur sichtbar zu machen sondern auch deren Gespräche untereinander abzuhören, hat eine Forschergruppe aus den U.S.A. eine dieser Diskussionen isoliert und für die Allgemeinheit aktivieren können. Ich habe der NSA diese Dokumentation abgeschwatzt (war einfach!) und für unsere Textverarbeitung kompatibel gemacht. Brisanter Stoff!

Liebe Anwesende, herzlich willkommen zur 16. Evolutions-Konferenz des Viren und Bakterien-Verbandes VBV hier in der Bundeshauptstadt. Ich freue mich, dass ihr in so hoher Anzahl und aus so vielen verschiedenen Sparten erschienen seid. Besonders begrüße ich unsere Mitglieder aus den afro-asiatischen Wirkungsgebieten, worunter sich sogar einige prominente und aktive Ebola-Vertreter aus Liberia befinden. Ihren Vorträgen, liebe Freunde, wird sicher besonders hohe Aufmerksamkeit geschenkt, davon bin ich überzeugt. Ich möchte alle Teilnehmer bei dieser Gelegenheit auf das besonders abwechslungsreiche Nebenprogramm dieser Veranstaltung aufmerksam machen, das u.a. einen Gastbesuch bei unseren Geschlechtskrankheits-Vertretern hier in der Stadt beinhaltet. Wie uns allen bekannt ist, ist es um die Geschlechtskrankheit (GK)-Szene bereits seit Jahren sehr ruhig geworden, allzu ruhig möchte ich behaupten. Daher ist es wichtig, dass wir diesen hart schuftenden Erregern, sozusagen unseren Streetworkern, erhöhte Beachtung schenken, und dass wir uns mit ihnen solidarisch erklären.  Unsere HIV-Viren, trotz der Forschungsbemühungen unserer Gegenspieler, sind nach wie vor der Rückhalt des Verbandes, womit ich die wichtige Arbeit der Erkältungs- und Grippe-Kollegen keinesfalls  vermindern will.

In meiner Eigenschaft als Vorsitzender des HN-Viren und Bakterien-Verbandes (VBV) möchte ich die versammelte Runde aber zunächst um eine Schweigeminute für diejenigen von uns bitten, die durch pharmazeutische Weiterentwicklungen,Verrat von Widerstandskörpern oder überlegene Hausmedizin gefallen sind. (Gelangweilte Geräuschresonanz). Unsere Freunde sollen nicht umsonst Opfer widriger Umstände geworden sein. Massenvernichtungsmaßnahmen, wie sie zur Zeit wieder einmal unsere HN 101-Geflügel-Freunde treffen, sind keine Form des Dialogs, wie wir ihn gern führen würden. Aber gut, wenn es dann so sein soll, liebe Freunde, wir wissen wie wir uns darauf einzustellen haben. Wie verlautet hat unser großer Pandemie-Denker Wahnfried Malerias in Afrika erneut ein gekreuztes Virus aktiviert, welches uns allen hier noch große Freude bereiten wird. Wir geben hiermit zu Protokoll, dass wir uns voll und ganz mit unseren Erregern in Afrika solidarisieren. Ich schaue in die Runde und nehme einhellige Zustimmung zur Kenntnis. Wir werden, Freunde, entsprechend handeln und unsere Bemühungen um eine weitere erfolgreiche Infektionsperiode intensivieren. Wie ich erfahre, findet der Erkältungseinstieg bereits statt. Einige von uns unternehmen anerkennenswerte Einsätze wie Krankenhausansteckungen. Großes Lob dafür gilt unserer Legionärs-Gruppe.

Zwei Punkte der Tagesordnung, die noch zu diskutieren wären, bereiten mir jedoch einige  Sorgen. Zunächst ist es um unsere Pressearbeit in Augenblick ganz schlecht bestellt: In der allgemeinen Auffassung stehen wir mittlerweile als immer leichter eliminierbar im Bewusstsein. Selbst die zur Angstmache neigende Boulevard-Presse erkennt in unseren Angriffen keine wirkliche Bedrohung mehr. Herrschaften, wenn es so weit gegangen ist, dass uns niemand mehr ernst nimmt, können wir uns nur noch mit einem Präventivschlag wieder ins Gespräch bringen! Ich frage also: wollt ihr die Totale Winteroffensive? Wollt ihr sie schärfer und nachhaltiger, als sie sich die Antikörper überhaupt vorstellen können? (Aufbrausende Zustimmung) Gut. Ich wusste, dass ich mich auf euch verlassen kann. Nun der zweite unangenehme Punkt, die anstehende Erhöhung des Mitgliedsbeitrages. Für die Förderung von neuen Penicillin- resistenten Bakterienkulturen werden Mittel benötigt; unsere Zusammenarbeit mit den Chinesen auf dem Gebiet ist zwar weit fortgeschritten, ist aber kostenintensiv. Und wie ihr wisst sind Probanden auf freiwilliger Basis kaum noch aufzutreiben, also müssen wir auf die Asiaten vertrauen. Erste Erfahrungsberichte unserer neuen Waffenbrüder sehen aber gut aus, wobei man sich offenbar wirkungsvoll an spätmittelalterliches Knowhow anlehnt. In dem Zusammenhang tauchte zwischendurch sogar ein Pest-Gerücht auf, was uns sehr vergnüglich stimmte. Bevor ich das Rednerpult für die Allgemeindebatte freigebe, möchte ich darauf aufmerksam machen, das gleichzeitig mit uns ausgerechnet Vertreter des japanischen Gesundheit wesen hier im Hause tagen. Also auf Freunde, macht kaputt was euch kaputt macht! Kriecht unter ihre Gesichtsmasken, zersetzt ihre Gummihandschuhe, springt ihnen unter die Haut! Ein klares Ja zum Mief von tausend Jahren. Nach der Mittagspause – Essensmarken hierfür liegen bereit – fahren wir mit Wortmeldungen fort. Wer aber noch Anträge zur Tagesordnung hat, bitte sofort einreichen.

Ivo Lution wird die Tagung weiterhin mit großem Interesse verfolgen.